Hundertwasser – Hunderttänzer

„Hundertwasser – Hunderttänzer“ heißt das Tanzprojekt im Bremer Goethetheater, … bei dem etwa 100 Menschen über die Bremer Bühne des Goethetheaters wirbelten. Von ganz kleinen Kindern bis zu Erwachsenen waren alle Altersstufen dabei, schließlich soll das Projekt eine Art Plattform für sozialen Austausch und künstlerischen Gemeinschaftsgeist finden. Das Großaufgebot wurde zudem erweitert durch das Orchester Sinfonia Concertante unter der Leitung von Rodrigo Blumenstock. Die gezeigten Choreografien zeigten dabei ein beachtliches Gestaltungsvermögen, auch wenn sich die künstlerischen Leiter Amaya Lubeigt und Wilfried von Poppel (Anm: Leiter des Bremer Tanztheaters „De Loopers“ für Kinder und Jugendliche) an den Möglichkeiten der so unterschiedlichen Mitwirkenden orientieren mussten. Gerade aus dieser Vielfalt erarbeitete man effektsichere Arrangements, die sich vom Lebenslauf des im Jahre 2000 gestorbenen Malers inspirieren ließen.

Musikalisch brachte die Inszenierung Werke von zeitgenössischen Komponisten wie dem libanesischen Geiger Ara Malikian und dem spanischen Musiker Joan Valent zu Gehör. Visionen von einer besseren Welt beschwor Hundertwasser stets in seinen Bildern – hier wiederum kamen die Kinder und Jugendlichen zu Wort, die ihre Träume von einer idealen Welt formulieren sollten. Frieden und Gerechtigkeit wurden da genannt, mehr Zeit und weniger Stress sowieso. Kein Terror sollte mehr in der Welt stattfinden, sagte ein Stimme und – man staune – stattdessen mehr Frauenfußball. Herzlicher Applaus für einen gelungenen Nachmittag.

29.01.2013 Weser Kurier Bremen

 

http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/kultur/hundert-taenzer-hundertwasser-2722412.html:

Zwölf Menschen kämpfen um Vorherrschaft, voller Konkurrenz schieben sie sich weg, behindern sich, kommen wieder zusammen.

Ein wieder mal ergreifendes Stück Tanz von Laien wurde im restlos ausverkauften Theater am Goetheplatz gespielt: Ein neuer Auftritt von „De Loopers“, dem seit 2003 existierenden Tanztheater für Kinder und Jugendliche. Wilfried van Poppel, der ehemalige Tänzer des Bremer Tanztheaters (Susanne Linke) und seitdem freischaffender Tänzer, Pantomime und Choreograph, hat es gegründet und bietet seitdem Kindern und Jugendlichen die Chance, sich in Bewegung und Tanz auszudrücken. Gelernt hat er dabei viel vom charismatischen Choreographen Royston Maldoon, der nach seinem Film mit den Berliner Philharmonikern „Rhythm is it“ tausenden von Kindern zu neuem Selbstbewusstsein und ästhetischem Gespür verholfen hat. Heute ist er auch künstlerischer Berater von „De Loopers“.

Diese Philosophie wie auch die von van Poppel ist ebenso einfach wie für alle erfolgreich: Da die Tänzer nicht wirklich tanzen können, müssen bewältigbare Bewegungsbilder gefunden werden. Es sind häufig regelrechte Skulpturen, die mit beeindruckender Synchronität und wunderschöner Beleuchtung sich geheimnisvoll bewegen – nach Impressionen der Bilder von Hundertwasser. Hatten das erste Stück Erwachsene getanzt, waren im zweiten siebzig Kinder eine gute dreiviertel Stunde lang auf der Bühne – „Hundertwasser-Hunderttänzer“ war der Titel des Abends. Dass es da zu keinerlei Langeweile oder gar Stillstand kommt, ist einerseits dem Einfallsreichtum der Choreographen – van Poppel und Amaya Lubeigt – zu danken, aber auch den enorm engagierten Kindern: es war bei allen immer deutlich zu merken, dass es nicht um irgendwie eingetrichterte und mehr oder weniger gekonnte Figuren geht, sondern um die Intensität des Körpereinsatzes.

Es lag andererseits an der Zusammenarbeit mit dem mit Semiprofis durchsetzten Orchester „Sinfonia Concertante“, das unter der Leitung von Rodrigo Blumenstock regelrecht mitreißende, ja fetzige Musik spielte: Die stimmungsvollen, der Minimal Music nahe virtuosen Musiken des Armeniers Ara Malikjan und Joan Valent und die barocken Nachbildungen von Karl Jenkins wurden enorm schwungvoll gespielt – glänzend der Solist Stephan Latzko. Nicht zu vergessen ein toll bemalter Hundertwasser-Vorhang, der in den pädagogischen Werkstätten der Kunsthalle entstanden ist.

29.01.2013 Kreiszeitung – Von Ute Schalz-Laurenze